Wissenswertes und Geschichtliches
Die zur Gemeinde Dürmentingen gehörende Ortschaft Heudorf liegt im Gegensatz zu den übrigen Gemeindeteilen nicht im Kanzachtal, sondern auf der Hochfläche einer leicht nach Osten abfallenden Altmoränenplatte zwischen Donau und Kanzach.
Die Grundmoräne der Hochfläche besteht aus Geschiebemergel. Einzelne Kuppen sind mit sandigem oder kiesigem Material durchsetzt, was früher in Heudorf einen beschränkten Kiesabbau ermöglichte. In der Nacheiszeit kam es durch Verwitterung zu einer Verlehmung der Lößdecke, welche die Moränenplatte bedeckt.
Nahezu die gesamte Flur der 404 ha umfassenden Gemarkung dient der landwirtschaftlichen Nutzung. Bereits im 19. Jahrhundert sind die letzten Waldflächen der Gemarkung "Beckenhau" und "Gurgel" gerodet und zu Ackerflächen umgewandelt worden. Zur Gemarkung gehörten früher auch eine Hälfte des Ortsteils Burgau sowie die "Wolfartsmühle" zwischen Dürmentingen und Betzenweiler.
Der Blick auf die Urkarte von 1826 zeigt eine ausgeprägte Vierteilung des Dorfs, bestehend aus dem kleinparzelligen historischen Ortskern (a), welcher kreisförmig den aufgeweiteten Kreuzungsbereich umschließt und der an markanten Gebäuden das Pfarrhaus sowie das Amtshaus beinhaltet; dem Schlossbezirk mit der barocken Kirche (b); einem vom Ortskern in nördliche Richtung führenden Bereich mit großen Gehöften in vergleichsweise regelmäßiger Reihung entlang der Dorfstraße (c) sowie einem kleinen separaten Weiler, dem sogenannten Zinken (d), einige Schritte außerhalb des Dorfes im Norden. Dieser Ortsausbau begann in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die Urkarte zeigt, wie die frühere Poststraße Riedlingen-Buchau Heudorf in leichten Bögen der Länge nach durchzieht. In südöstlicher Richtung überspannt ein Torhaus aus dem 16. Jahrhundert die Dorfstraße.
Von ursprünglich drei Torhäusern, die Heudorf einst aufwies, ist nur dieses noch vorhanden. Das Torhaus am nördlichen Ortsausgang wie auch das dritte Torhaus am Eingang zum Schlossbereich wurden bereits vor 1800 abgerissen. Der Neubau der Staatsstraße Riedlingen - Buchau 1865 nahm den Durchgangsverkehr aus dem Dorf heraus und ist beispielhaft für eine frühe Ortsumfahrung.
Die Ortserweiterung erfolgte nun in südwestlicher Richtung jenseits der neuen Durchgangsstraße. Die auffälligsten Gebäude entlang der Staatsstraße sind das 1881 erbaute Schul- und Rathaus und das 1896 erbaute "Gasthaus zur Sonne". Nach 1960, hauptsächlich aber erst ab 1978, dehnte sich das Neubaugebiet "Breite" flächenhaft nach Südwesten aus. Heute wirkt die L 275 wie eine Zäsur zwischen dem landwirtschaftlich geprägten Dorfkern ("Unterdorf") und der Neubausiedlung.
Herrschaftsgeschichte und Schloss
Aufgrund der zahlreichen weiteren Siedlungen gleichen Namens ist eine eindeutige Zuordnung Heudorfs zuweilen schwierig. Die ersten sicheren Nennungen stammen aus dem 14. Jahrhundert, so zum Beispiel Hoe[u]dorf mehrfach zwischen 1300 und 1355. Hieraus ist auch zu erkennen, dass sich der Ortsname von "Höhe" ableiten lässt. Im Unterschied zu den benachbarten "ingen-Ortschaften", die im 5./6. Jahrhundert begründet wurden, liegen die Anfänge Heudorfs in der sog. älteren Ausbauzeit, d.h. im 7. Jahrhundert, worauf die Endung "-dorf" hindeutet. Aus dieser Zeit sind auch merowingische Reihengräber bekannt, die um 1900 nördlich der Ortschaft gefunden wurden. Aufgrund von Luftaufnahmen lassen sich zudem römische Höfe im Bereich der sog. "Heerstraße" annehmen, wobei hier nicht von einer dörflichen Siedlung im engeren Sinne gesprochen werden kann. Die abgegangene Siedlung Harthausen wird 1258 in einer Urkunde erwähnt, dürfte aber bereits Anfang des 15. Jahrhunderts wüst gefallen sein.
Ähnliche Schwierigkeiten wie beim Ortsnamen zeigen sich auch bei der Bestimmung der frühen Territorialherren in Heudorf. Von den seit dem 11. Jahrhundert mehrfach genannten Adligen kann zunächst keiner zweifelsfrei mit Heudorf am Bussen in Verbindung gebracht werden. Nachweislich stand hier jedoch eine Burg im Besitz der Herren von Hornstein; vermutlich an der Stelle des heutigen Schlosses. Um 1300 werden vier Güter zu Heudorf in einem habsburgischen Urbar genannt, welche von den Grafen von Veringen gekauft und Hermann von Hornstein als Leibgeding überlassen worden waren. Das Haus Habsburg hatte außerdem Zwing und Bann sowie das Gericht über Diebe und Frevler inne.
Im 14. und 15. Jahrhundert war Heudorf im Besitz der Herren von Hornstein, sie werden mehrfach als Ortsobrigkeit genannt. 1471 wurden Schloss und Dorf an Hans von Stotzingen d.Ä. zu Tissen verkauft. Unter Wilhelm von Stotzingen wurde 1536 das Schloss neu gebaut. Die Reichsfreiherren von Stotzingen hatten auch 1540 das Recht auf ein Hochgericht mit Stock und Galgen sowie die Belehnung mit dem Blutbann erhalten. 1562 erlangten sie Freiheit von fremden Gerichten sowie das Recht auf Errichtung eigener Mühlen, Weiher, Badstuben und Tafernen innerhalb ihrer Gerichtsgrenzen.
Das Lehenlagerbuch von 1667 verzeichnet insgesamt 9 Höfe, 9 Selden sowie Schmiede und Tafernwirtschaft. Die Höfe verfügten mit jeweils mehr als 45 Jauchert über umfangreiche Wirtschaftsflächen, während von den Selden nur 5 über mehr als 5 Jauchert maßen (nach dem Riedlinger Maß betrug 1 Jauchert = 42,7 ar). Die Kirchenpflege besaß einen ganzen und einen halben Hof. Es werden umfangreiche Acker- und Wiesenflächen im Besitz des Schlosses erwähnt, zumeist in unmittelbarer Nähe zum Dorf.
1790 kaufte Fürst Karl Anselm von Thurn und Taxis den Ort von Johann Wilhelm von Stotzingen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Ablösung der Grundherrschaft und damit die Beendigung der Lehensverhältnisse. Die landwirtschaftlichen Grundstücke, die zum Schloss gehörten, wurden an die Gemeinde und von ihr an die Bauern verpachtet. Das Schloss erlebte in den folgenden 100 Jahren mehrere Nutzungsänderungen. Zwischen 1854 und 1920 besaß Heudorf eine besondere Funktion, nachdem das für die Thurn und Taxis´schen Wälder zuständige Forstamt von Buchau nach Heudorf verlegt worden war: danach richteten die ehrwürdigen Schwestern des hl. Vinzenz die erste Bildungs- und Erziehungsanstalt im Schloss ein. 1932 fanden die in Spanien vertriebenen Claretiner Patres eine neue Heimat. Sie betrieben, wie die ehrwürdigen Schwestern zuvor, die zum Schloss gehörende Landwirtschaft.
Zwischen 1938 und 1943 kehrte nochmals das Thurn- und Taxis´sche Forstamt nach Heudorf zurück. In den letzten Kriegsjahren von 1943 bis 1945 beherbergte das Schloss eine Begabtenaufbauschule. Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs bezogen polnische Fremdarbeiter im Schloss ihr Quartier; teilweise bewohnten bis zu 300 Personen das Schloss. Der Versuch, ein Hotelgewerbe mit Reitschule und Tierschau rentabel zu betreiben (1953 - 1956), scheiterte kläglich.
1956 verkauften die Fürsten von Thurn und Taxis das Schloss in baulich völlig ruiniertem Zustand für 70.000 DM an die Immakulata-Schwestern vom Kloster Brandenburg. Die landwirtschaftlichen Flächen blieben zuerst noch beim Hause Thurn und Taxis und wurden erst viel später an hiesige Bauern verkauft. Noch im selben Jahr richteten die Schwestern hier eine Hilfsschule für lernbehinderte Kinder ein. Parallel dazu mussten umfassende bauliche Veränderungen durchgeführt werden.
Zahlreiche Bauvorhaben unter der Leitung der langjährigen Oberin des Hauses, Schwester Gabriele, machten das Heim St. Josef zu einer vorbildlichen Einrichtung der Kinder- und Jugendpflege. Die angegliederte Edith-Stein-Schule bietet ein breites Spektrum schulischer Angebote mit den Bildungszielen der Grund-, Haupt- und Förderschule sowie der Sonderberufsschule.
Weitere Informationen
Das Wort "Wappen" stellt die niederdeutsche Sprachform des Wortes "Waffen" dar. Es tauchte erstmals im 12. Jahrhundert in der speziellen Bedeutung von "Waffenzeichen" auf. Die ersten Wappen sind Zeichen mit Fernwirkung, die auf Schild, Helmen, Rüstungen, farbigen Bannern und Pferdedecken angebracht wurden.
Als umfassende Kulturerscheinung verbreitete sich das Wappenwesen sehr schnell über die Kreise des Adels hinaus, und schon im 15. Jahrhundert lassen sich sehr viele bürgerliche Wappen nachweisen.